Kinder im Netz

zurück Ziele der Befragung vor

Bislang liegen für den deutschen Sprachraum kaum Forschungsergebnisse vor zum Online-Nutzungsverhalten von Kindern. Spielt das Internet im Medienalltag der 6- bis 13jährigen überhaupt eine Rolle? Welche Dienste des Internet sind den Kindern bekannt, und welche davon nutzen sie am liebsten? Begeben sich Kinder vorwiegend von zu Hause oder aber vom Schul-PC aus auf die Datenautobahn? Auf all diese Fragen ist die Medienforschung bislang aufschlußreiche Antworten schuldig geblieben. Gleichzeitig sind dies die Fragen, die bei meiner Online-Umfrage "Kinder im Netz" im Zentrum des Interesses standen. Mir ging es allerdings nicht um eine repräsentative Studie zur Verbreitung des Internet unter Kindern. Ein solches Unterfangen hätte ohnehin den Rahmen einer Diplomarbeit gesprengt. Vielmehr richtete sich die Befragung gezielt an Kinder, die das Internet schon heute tatsächlich nutzen. Für dieses aktive Online-Publikum sollte die vorliegende Studie einige Eckdaten zu den Nutzungsgewohnheiten ermitteln sowie vor allem inhaltliche Präferenzen offenlegen.

Sofern wissenschaftliche Betrachtungen über das Potential des Internet als Medium für Kinder vorliegen, beschäftigen sie sich vornehmlich mit der Anbieterseite: Welche speziellen Online-Angebote gibt es, was erwartet die Kinder dort draußen in der vernetzten, digitalen Welt? (235)
Die Literatur wird beherrscht von der Diskussion über die Gefahren des Cyberspace, von theoretischen Erörterungen zur Medienkompetenz einerseits und pragmatischen Erwägungen über den pädagogische Nutzen von Online-Medien andererseits. Solange es jedoch an Rahmendaten über die Nutzungsgewohnheiten der Rezipienten mangelt, spielen sich diese Diskussionen zwangsläufig auf einer eher hypothetischen Ebene ab. (236)
Die beiden einzigen deutschen Untersuchungen, die konkretes, für die vorliegende Arbeit relevantes Datenmaterial liefern, haben entscheidende Defizite: Die Befragung "Jugendliche und Multimedia" des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest deckt nur einen Teil der hier anvisierten Zielgruppe der 6- bis 13jährigen ab. Und bei der "KidsVA 98" wurde lediglich nach den Zugangsmöglichkeiten in Privathaushalten gefragt und das konkrete Nutzungsverhalten nicht weiter untersucht. (237)

Für die vorliegende Studie habe ich neben der Nutzung des Internet über den heimischen Computer ausdrücklich auch die schulische Anwendung einbezogen. Die Online-Umfrage "Kinder im Netz" soll generelle Erkenntnisse bringen, wie Kinder in Kontakt mit diesem Medium kommen, welche Online-Anwendungen ihnen überhaupt bekannt sind und auf welche sie tatsächlich zurückgreifen.
Es ging mir dabei um quantitative Basisdaten, nicht um eine qualitative Betrachtung der Online-Gewohnheiten von Kindern. Sicherlich wäre es interessant, zum Beispiel Aufmerksamkeitsspannen von Kindern bei Ausflügen ins World Wide Web oder ihre "Navigationsfähigkeiten" zu untersuchen. Man könnte Beiträge in Newsgroups oder Mailinglisten für Kinder inhaltlich analysieren oder aber näher betrachten, inwiefern sich Kinder im Internet Relay Chat kryptischer Sprachcodes bedienen, wie dies bei Online-Unterhaltungen zwischen Erwachsenen üblich ist. (238) All diese Forschungsprojekte anzugehen hätte aber meines Erachtens geheißen, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Zunächst sollte es darum gehen, grundlegende Erkenntnisse darüber zu sammeln, welche Online-Anwendungen und -inhalte Kinder überhaupt und welche sie am liebsten und intensivsten nutzen.

Meine Absicht war ferner, die Praktikabilität des Instrumentes "Online-Umfrage" bei der Erforschung kindlicher Internet-Gewohnheiten zu evaluieren. Meines Wissens sind bislang keine Studien durchgeführt worden, deren methodischer Ansatz mit meinem vergleichbar wäre. (239)



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zurück (235) Vgl hierzu u.a.: Aufenanger, Stefan: Internet-Angebote für Kinder, a.a.O., Mattusch, Uwe: Online-Medien und ihre Bedeutung für die kindliche Lebenswelt, a.a.O., Schindler, Friedemann: Cyberspace selbst gestalten, a.a.O., Schumacher, Britta: Kids online, a.a.O.; vgl. ferner Kapitel 1.4.

 

zurück (236) Vgl. Schmidtbauer, Michael/Löhr, Paul: Internet-Kompetenz für Kinder, a.a.O., S.5.

 

zurück (237) Vgl. Kapitel 1.3.1.

 

zurück (238) Vgl. Kapitel 1.5.1.3.

 

zurück (239) Eine entsprechende Nachfrage in den Online-Expertenforen de.alt.umfragen sowie GIR-L blieb ohne positive Antwort; vgl. den Ausdruck meines Anfrage-Schreibens im Anhang.

© Tobias Gehle, 1998

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