|
Formulierung der Fragen
|
|
|
Keines der Kinder - mit Ausnahme des siebenjährigen Jungen - hatte Verständnisprobleme
beim Durchlesen der Fragen. Zumindest äußerte keines der Kinder Unsicherheit,
weil es eine Formulierung bzw. einzelne Wörter nicht verstanden hatte.
Allerdings zeigten sich an einige Stellen Schwächen in der Formulierung, die
zu Mißverständnissen führten:
Bei der Frage, ob die Kinder schon mal Geschichten oder Nachrichten im Internet
durchgelesen hätten, erwies sich das Wort "Nachrichten" als irreführend. Denn
als Nachricht wird von den meisten E-Mail-Programmen auch eine einzelne
elektronische Mitteilung bezeichnet. Ein Kind sagte ausdrücklich, es würde
regelmäßig Nachrichten lesen, meinte aber E-Mails, wie seine zusätzlichen Erläuterungen
deutlich machten. Das Wort "Nachricht" wurde also durch "Zeitung" ersetzt.
In einem Fall verwechselte ein Kind das Chatten mit dem Schreiben einer E-Mail.
Der Begleittext zum Chatten wurde gekürzt. In den Mittelpunkt der abgeänderten
Definition dieses Internet-Dienstes wurde die Erklärung gerückt, daß das
Chatten etwas anderes ist als die E-Mail.
Auch das Wort "ausprobieren" im Zusammenhang mit den Fragen nach Chat-
und Spiele-Erfahrungen erwies sich als unscharfe Formulierung. Ein Kind
erzählte, es habe schon mal ausprobiert zu chatten, allerdings ohne Erfolg, da
es ein Problem mit der Internet-Anbindung gegeben habe.
Der einführende Informationstext erwies sich als eindeutig zu lang,
ebenso die Erläuterungen auf der Seite, die den ersten Teil der Umfrage
abschließt: Mit Ausnahme von zwei Kindern, die beide Texte komplett lasen und
dabei leise vor sich hin sprachen, klickten alle Probanden mehr oder minder unmittelbar
nach Aufruf der Seiten auf die Buttons mit der Beschriftung "Los geht’s" bzw.
"Weiter". Einige lasen den Text kurz an und klickten dann auf die Buttons. (312)
Ziel dieser beiden Seiten war es, die Kinder über die Hintergründe der Umfrage
zu informieren und zur Teilnahme bzw. zum Weitermachen zu bewegen. (313)
Ihr offenkundiges Desinteresse an den Informationen einerseits und
die Geduld beim Ausfüllen des Fragebogens andererseits ließen mich zu
dem Schluß kommen, daß die beiden Seiten durchaus verzichtbar wären.
Um allerdings Kindern mit einem höheren Informationsbedürfnis und fundierteren
Lesekenntnissen die Chance zu geben, sich umfassender mit dem Fragebogen und
den Hintergründen der Untersuchung zu befassen, habe ich die beiden Seiten
in der endgültigen Version des interaktiven Fragebogens übernommen. Für die
Kinder, die offenbar keine Lust hatten, sich durch lange Textstrecken zu "quälen",
waren diese Seiten kein Hindernis, das sie davon hätte abhalten könne,
den Fragebogen auszufüllen: Nachdem sie erkannt hatten, wie lang die
Texte waren, steuerten sie mit dem Mauszeiger zielstrebig die beiden Buttons
"Los geht’s" und "Weiter" an. (314)
|
Fußnoten |
|
|
Benutzen Sie die
Buttons, um zum Text zurückzukehren.
(312)
Dies deckt sich mit früheren Ergebnissen, die darauf hindeuten, daß
Kinder im World Wide Web keine langen Texte schätzen; vgl. dazu die Ausführungen
in Kapitel 1.3.3.2.
(313)
Vgl. Kapitel 2.2.2.3.
(314)
Es erwies sich als besonders günstig, den Button auf der Einstiegsseite in
der oberen Bildschirmhälfte direkt neben den ersten Absatz des Textes zu stellen.
Somit war er auch für die "leseunwilligen" Kinder direkt zugänglich, was
nicht der Fall gewesen wäre bei einer Plazierung am Bildschirmende. Dieses
ließ sich nämlich aufgrund der Länge der Seite nur einsehen, wenn die Kinder
den Laufbalken am rechten Bildschirmrand betätigten und "umblätterten" (Scrollen).
© Tobias Gehle, 1998
|
Bookmark für diese Seite: http://www.netz-kids.de |
|
|
[Startseite] [Abstract] [Inhalt] [Literatur] [Fragebogen]
[Download] [Kontakt] [nach Hause]