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Viele Kinder haben schon sehr früh Kontakt zu Computern. Die ZDF-"Dinofon"-Erhebung
im Jahre 1995 ergab: Von den rund 700 befragten Kindern zwischen sechs und 13 Jahren
hatten gut die Hälfte zu Hause Zugriff auf einen PC. Dies bedeutete eine Steigerungsrate
von 18 Prozentpunkten gegenüber der ersten Kinderpanel-Erhebung der ZDF-Medienforschung
zwei Jahre zuvor. "Zwischen 1993 und 1995", so Weilers Fazit, "setzte eine rasante
Entwicklung im Bereich der Computernutzung und -anwendung ein, die mit den
Stichworten Multimedia, Internet und Onlineverbindungen nur kurz angerissen werden soll.
Insbesondere für Kinder scheint der Anreiz, an dieser Medienzukunft teilzunehmen,
besonders groß." (24)
Wo nutzen Kinder PCs? Im ZDF-Kinderpanel wurde nur die häusliche
Computerbetätigung untersucht. Aktuelle repräsentative Daten über die verschiedenen
Zugangskanäle in der Altersgruppe der 6- bis 13jährigen liegen nicht vor.
Spanhel konstatierte für 1985, daß 64 Prozent der 10- bis 14jährigen zu Hause,
24 Prozent bei Freunden, und nur 7 Prozent in der Schule auf Computer zurückgreifen. (25)
Mit zunehmendem Alter gewinnt der Schul-PC an Bedeutung, wie sich aus der Studie
"Jugendliche und Multimedia" folgern läßt. (26) Dies läßt sich dadurch erklären,
daß in vielen Schulen erst ab Klasse sieben, acht oder neun Informatik unterrichtet wird.
Im Zusammenhang mit der Nutzung zu Hause ist bemerkenswert, daß in Familien mit Heranwachsenden zwischen 10 und 14 Jahren deutlich häufiger Rechner vorzufinden sind als in kinderlosen Familien. Dieser Trend besitzt seit mehreren Jahren Gültigkeit und wird auch durch die aktuellsten Untersuchungen gestützt. (27)
Ein weiteres Ergebnis der Dinofon-Studie: Knapp zwölf Prozent der Kinder haben sogar einen Computer im Kinderzimmer stehen. Unterschiede im Computerbesitzstand zwischen Jungen und Mädchen fielen marginal aus. Der PC ist jedoch vorwiegendein Medium der Älteren. So können fast zwei Drittel der 12- bis 13jährigen auf einen Computer zurückgreifen - entweder auf den der Eltern, der Geschwister oder den Computer im eigenen Kinderzimmer (bei den 10- bis 11jährigen sind es 56, bei den 6- bis 9jährigen 40 Prozent).
Anders als die Dinofon-Studie ermittelte die KidsVerbraucherAnalyse 98 (KidsVA) nicht allgemein die Möglichkeit des Zugangs zu einem Computer. (28) Es wurde vielmehr danach gefragt, ob die Kinder einen eigenen PC besitzen oder einen in der Familie vorhandenen tatsächlich mitbenutzen. Abbildung 1.4 zeigt die Ergebnisse, aufgeschlüsselt nach Alter.
Wie Weiler feststellt, ist der Eigenbesitz eines Rechners der aussagekräftigste, wenn auch kein 100prozentig zuverlässiger Indikator für den tatsächlichen PC-Gebrauch. (29) Aus der KidsVA 98 ergibt sich folgendes Bild: Jeder zehnte 6- bis 9jährige hat einen eigenen PC, bei den 10- und 11jährigen sind es 16 Prozent, bei den 12- bis 13jährigen 19 Prozent.
Rechnet man die Ergebnisse für die gesamte Altersspanne der 6- bis 13jährigen
zusammen, so zeigt sich, daß mehr als 13 Prozent der Kinder einen eigenen PC
besitzen. Der größte Sprung in der Ausstattung liegt bei elf Jahren.
Mehr als 11 Prozent der Kinder besitzen zwar keinen eigenen Rechner, benutzen aber
einen anderen PC im Haushalt. Und mehr als jedes vierte Kind (27 Prozent) wünscht
sich für die Zukunft eine entsprechende Medienausstattung.
Im Gegensatz zur Dinofon-Studie hat die KidsVA erhebliche geschlechtsspezifische
Differenzen ausgemacht beim Besitz eines eigenen Computers, nicht jedoch bei
der Mitbenutzung anderer im Haushalt vorhandener Computer (vgl. Abbildung 1.5).
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(24) Weiler, Stefan: Computernutzung und Fernsehkonsum von Kindern, a.a.O., S.49.
(25) Vgl. Spanhel, Dieter: Jugendliche vor dem Bildschirm. Zur Problematik der Videofilme, Telespiele und Homecomputer. Wein-heim 1987.
(26) Vgl. Feierabend, Sabine/Klingler, Walter: Jugendliche und Multimedia. Ergebnisbericht. Baden-Baden 1997. Befragt wurden im März 1997 rund 800 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren. Die Differenzierung zwischen verschiedenen Zugangsorten ergab, daß 80 Prozent der Jugendlichen, die den Computer zumindest selten benutzen, dies zu Hause tun, weitere 80 Prozent bei Freunden, zwei Drittel in der Schule und 59 bei Bekannten und Verwandten. Diese Untersuchung kann allerdings nur Teilrepräsentativität beanspruchen, denn befragt wurden ausschließlich Kinder- und Jugendliche aus Baden-Würtemberg und Rheinland-Pfalz.
(27) Vgl. Weiler, Stefan: Mit dem Computer durch die Kindheit, a.a.O., S.154.
(28) Vgl. Bastei-Verlag/Axel Springer Verlag/Verlagsgruppe Bauer (Hrsg.): KidsVerbraucherAnalyse 1998 (KidsVA 98). Junge Zielgruppen 6 – 17 Jahre. Bergisch-Gladbach/Hamburg 1998. Für die KidsVA 98 wurden im Januar und Februar 1998 insgesamt 2316 Kinder zu ihren Konsumgewohnheiten befragt, u.a. auch zur Computernutzung. Zeitgleich zur mündlichen Befragung der Kinder füllten deren Eltern einen Fragebogen aus. Das Sample war repräsentativ für (zum Befragungszeitpunkt) 9,86 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren, die in deutschen Privathaushalten wohnen.
(29) Weiler, Stefan: Mit dem Computer durch die Kindheit, a.a.O., S.155ff.
© Tobias Gehle, 1998
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